Der Sohn des Freibeuters

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  • Erschienen: Januar 2000
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  • , 2000, Titel: 'Der Sohn des Freibeuters', Originalausgabe
Der Sohn des Freibeuters
Der Sohn des Freibeuters
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Jörg Kijanski
701001

Histo-Couch Rezension vonMär 2007

Trotz des irreführenden Titels ein lesenswerter Roman!

Hamburg im Jahr 1591. Laurentz Moellendorff ist Ratsherr und erfolgreicher Kaufmann in Hamburg, Simon van Leyden Bischof in der norwegischen Stadt Bergen. Unterschiedlicher könnten die beiden kaum sein und dennoch stehen sie sich sehr nahe, denn sie sind ";Milchbrüder". Zwar hatten sie unterschiedliche Eltern, aber - daher die Bezeichnung ";Milchbrüder" - die gleiche Amme in Kindstagen. Neun Jahre haben sich die beiden nicht mehr gesehen, immer gab es Angelegenheiten, die dazwischen kamen. Nun aber soll es endlich ein großes Wiedersehen geben und zwar in Hamburg, wo Simon seine Kindheit verbrachte. Den Sommer möchte er hier verbringen und freundet sich schon kurz nach seiner Ankunft mit Laurentz' Enkel, dem 19jährigen Albrecht, an.

Die Wiedersehensfreude währt allerdings nur kurz, denn bereits am nächsten Morgen wird Simon auf offener Straße ermordet. Ein Schlag auf den Kopf und ein Messerstich in den Rücken lassen den Schluss zu, dass gleich zwei Täter am Werk waren. Laurentz steht unter Schock, da wird er in einer dringenden Angelegenheit in das Badehaus der Ratsherren gerufen. Dort wurde die Leiche der Badefrau Antje gefunden, die auf die gleiche Art wie Simon umgebracht wurde. Doch was haben die beiden Todesfälle gemein, denn Simon und Antje kannten sich nicht einmal? Ratsherr Mönckebronn wird mit der Untersuchung von Simons Tod beauftragt und erhält Unterstützung von Albrecht, der trotz seiner jungen Jahre bereits Doktor Juris ist. Recht bald stellen beide die Mörder und finden heraus, wer der Auftraggeber von Simons Mord war. Damit ist eigentlich alles geklärt, wäre da nicht die Frage nach dem Motiv. Eine Reise in die dunkle Vergangenheit des Simon van Leyden beginnt ...

Eine kurzweilige Reise in das 16. Jahrhundert.

Der Buchtitel ";Der Sohn des Freibeuters" mag aus Marketinggründen geschickt gewählt sein, führt die Leserschaft jedoch ein wenig in die Irre, denn wer würde hier nicht Gefechte auf offener See und ähnliche Taten erwarten? Dabei ist der Roman eher genau das Gegenteil, nämlich ein ziemlich ruhiges Lesevergnügen, welches eindrucksvoll in die damalige Zeit führt. Zunächst gibt es das große Wiedersehen und, damit verbunden, zahlreiche Rückblicke in die Vergangenheit von Laurentz und Simon, wobei ganz nebenbei auch die ein oder andere historische Begebenheit Erwähnung findet, wie beispielsweise die Hinrichtung eines gewissen Thomas Morus.

Nicht die Frage nach dem Mörder interessiert, sondern die Frage nach dem Warum?

Nach knapp 70 Seiten wird Simon ermordet, wenig später folgt Antjes gleichartiger Tod. Ungefähr die gleiche Seitenanzahl wird benötigt, um die Mörder ihrer gerechten Strafe zuzuführen und dann beginnt eigentlich erst der interessante Teil, nämlich jener, der sich mit Simons Vergangenheit und mit der Frage nach dem Mordmotiv befasst. Hier folgen insbesondere einige theologische Passagen, denn Simon war nicht nur der Sohn eines Freibeuters, wie der Titel schon verrät, sondern auch lange Jahre Mönch eines Benediktinerklosters, bevor er dieses verließ und zu einem neuen Glaubensansatz fand. So finden sich in der Folge Bezüge zum Dominikanerorden, aber auch vor allem zu Luther, Calvin und anderen mehr.

 

";Ein Dominikaner, der Benediktiner wird, ein evangelischer Bischof, der erst Calvinist ist, dann Dominikaner wird und schließlich als Lutheraner stirbt! Seid ihr so schwankend gewesen, dass ihr die Glaubensbekenntnisse gewechselt habt wie andere Leute ihren Rock und sich selbst als Landsknecht mal für diesen oder jenen Herrn verkaufen?"

Carsten Frerks Roman ist aber nicht nur für Personen interessant, die sich mit religiösen Themen beschäftigen möchten, sondern bietet auch sonst einen recht unterhaltsamen und abwechslungsreichen Einblick in die damalige Zeit. Die Figurenzeichnung ist ordentlich, der Spannungsbogen bleibt konstant im ";oberen Mittelfeld" und so darf gerne jeder zugreifen, der für ein paar Stunden in die Vergangenheit abtauchen möchte.

Der Sohn des Freibeuters

Carsten Frerk, -

Der Sohn des Freibeuters

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