Die Frauen der Tafelrunde

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  • Erschienen: Januar 2014
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  • List, 2014, Titel: 'The Book of Astolat', Originalausgabe
Die Frauen der Tafelrunde
Die Frauen der Tafelrunde
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonSep 2014

Über ein Buch mit ungewissem Ausgang

England, 1485. Die Rosenkriege sind beendet, und bei dem Buchdrucker William Caxton erscheint das Werk von Thomas Malory Le Morte d'Arthur, einer Erzählung um die berühmten Ritter der Tafelrunde, Arthus, Lancelot, Guinevere, all die bekannten Namen, doch in welcher Erzählversion? Caxtons Gönnerin und Förderin, Königin Elizabeth Woodville, Witwe von König Edward IV., erzählt Caxton ihre eigene Version der Geschichte.

Es ist die Geschichte zwischen ihr und ihrer Cousine Elayne, die Malory, der auf der Flucht vor seinen Feinden, vor allem des Königs Edward, bei Elizabeth Unterschlupf sucht, erzählt. Er sucht alle ihm bekannten Erzählweisen der Arthus-Geschichte zusammen, um eine englische Zusammenfassung zu schreiben, was Elizabeth interessiert, und so verspricht sie ihm Förderung. Malory liebt Elizabeth und Elayne, was deren Freundschaft lange auf die Probe stellt.

Als Malory verhaftet wird, gerät er aus dem Fokus von Elizabeth. Er sitzt im Gefängnis, wo sie ihn nicht findet, und er setzt seine Niederschrift der Arthus-Geschichte fort. Doch er schreibt eine Liebesgeschichte hinzu, in der man in der einen Frau die Königin von England vermuten könnte. Ein Wagnis, vor allem, wenn das Buch in falsche Hände geraten sollte.

Kein Arthus-Roman

Kylie Fitzpatrick erzählt in ihrem dritten Roman eine dreifach verschachtelte Geschichte, wobei die innerste diejenige ist, die den meisten Raum einnimmt. Die beiden Rahmengeschichten bereiten die innerste vor. Dazwischen gibt es in kursiver Schrift Ausschnitte aus dem originalen Text von Malory, der keine fiktive, sondern eine reale Figur ist. Die innere, dritte Geschichte ist die von Elizabeth und Elayne, wie sie dem Drucker Caxton von Elizabeth erzählt wird.

Dabei sollte dem Leser von Anfang an klar sein, dass der deutsche Titel des Romans Die Frauen der Tafelrunde vollkommen irreführend ist. Zwar geht es um die Ritter der Tafelrunde und um Arthus, aber nur sekundär, und es geht auf keinen Fall um die Frauen der Ritter der Tafelrunde, wie der Titel suggeriert. Hintergrund ist vielmehr das Ende der Rosenkriege, in denen sich die Häuser York und Lancaster lange Jahre bis aufs Blut bekämpft hatten. Wer sich ein wenig mit der Geschichte dieser Rosenkriege auskennt, hat Vorteile, die Geschichte des Romans zu verstehen, alle anderen werden das eine oder andere Fragezeichen produzieren. Leider gibt es für Nicht-Eingeweihte noch nicht einmal eine Kurzeinführung oder grobe Übersicht.

Reale Geschichte

Fitzpatrick zeichnet die Geschichte des Book of Astolat nach, wie der Roman im Original heisst. Geschickt leitet sie ihren Roman ein und lässt dabei die historischen Persönlichkeiten William Caxton, den Drucker, der die englische Sprache entscheidend prägte, und Elizabeth Woodville zu Wort kommen, wobei letztere Caxton die Entstehungsgeschichte des Buches erzählt.

Die Autorin Kylie Fitzpatrick schafft es, sich nicht zu verzetteln, allerdings muss man schon aufmerksam an der Lektüre bleiben, denn einfach ist die Handlung nicht, wer das Buch für einen längeren Zeitpunkt weglegen muss, wird Schwierigkeiten haben, sich wieder einzufinden. Sehr dicht hat Fitzpatrick ihren Roman sprachlich gewebt, doch wer gewisse Vorkenntnisse über die Rosenkriege und deren Feindschaften hat und dranbleibt, wird einen spannenden Roman vorfinden, der von der Autorin anhand weniger realer Eckpunkte geschickt konstruiert.

Das Buch Le Morte d'Arthur existiert tatsächlich, somit geht es um eine reale Erzählung, in die Fitzpatrick eine Dreiecks-Liebesgeschichte hineinschreibt. Elizabeth gelingt es, dass sich der König in sie verliebt und sie heiratet, wodurch sie aus ihrer kleinen Anonymität in die Öffentlichkeit gezwungen wird. Ihre Freundin Elayne hingegen ist dagegen ein etwas schwierigerer Charakter, doch beide werden von demselben Dichter geliebt, was die Situation nicht einfacher macht.

Vorkenntnisse von Vorteil

Malory, der Dichter, taucht selten genug persönlich auf, verbringt er doch die meiste Zeit im Gefängnis, wo er immerhin Zeit hat, sein Buch zu verfassen. Doch welchen Weg dieses fertige Exemplar letztlich nimmt und für welche Endfassung er sich entschieden hat, bleibt spannend bis zum Schluß. Plaudert er in Romanform Interna des Königshauses aus? Gut, dass bis auf die betroffenen fast niemanden interessiert, was er da eigentlich macht. Es könnte einen Skandal hervorrufen.

Fitzpatrick schreibt auf sprachlich hohem Niveau, doch gerade das macht es dem Leser nicht immer einfach, ihr zu folgen, wenn man nicht wirklich am Ball bleibt. Doch der Leser bekommt einen Einblick in eine spannende Zeit, lernt Sitten und Gebräuche kennen, wie es in Klöstern und Gefängnissen war und wie selbst nach dem Ende der Rosenkriege noch geschachert wird. Kenntnisse des Konflikts der Häuser York und Lancaster sind bei der Lektüre hilfreich.

Leider ist ein kurzes Nachwort der Autorin die einzige Beigabe zu dem Roman, der den Leser schon durch sein gelungenes Buchcover neugierig macht. Wer sich für alte Bücher, die Geschichten darum und Elizabeth Woodville und die Rosenkriege interessiert, wird mit diesem Buch einen guten Fang machen. Wer keine Vorkenntnisse hat, könnte sich leicht verloren vorkommen und nicht immer auf der Höhe des Romans sein. Das wäre schade, denn die Geschichte ist durchaus interessant, zumal sie ja eine reale ist. In jedem Fall weckt sie das Interesse, sich mal wieder mit Arthus, der Gralsgeschichte und der Sache mit Guinevere und ihren Liebhabern zu beschäftigen. Könnte die Liebe doch einfacher sein...

Die Frauen der Tafelrunde

Kylie Fitzpatrick, List

Die Frauen der Tafelrunde

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