Wie ein Falke im Sturm

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
  • Lübbe, 2011, Titel: 'Wie ein Falke im Sturm', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
901001

Histo-Couch Rezension vonJul 2011

Spannender Roman um Barbarossas Thronbesteigung

Kurzgefasst:

Ditho steht vor einem Scherbenhaufen. Sein Vater ist tot, ein Widersacher brennt ihm die Burg nieder und will ihn hängen lassen. Hilfe naht von unerwarteter Seite: Friedrich Barbarossa, Anwärter auf den Kaiserthron, nimmt den jungen Adligen in seine Dienste. Er soll einen Meuchelmörder aufspüren, der Kaiser Konrad auf dem Gewissen hat und nun auch Barbarossa nach dem Leben trachtet...

 

Ditho von Ravensburg kommt im Jahr 1152 von einem Kreuzzug zurück in seine Heimat, wird aber direkt von seinem alten Feind Gernot von Wangen empfangen. Nach einem Streit brennt dieser Dithos Burg nieder, und Ditho muss fliehen. Glücklicherweise wird er von Friedrich III. von Staufen gesucht, um in dessen Auftrag einen Mörder zu suchen.

Friedrich III., genannt Barbarossa, und Ditho kennen sich seit dem Kreuzzug, wo Ditho ihm bereits zu Diensten war. Der Mörder soll König Konrad ermordet haben, dessen Nacholger Barbarossa nun werden will. Ein weiterer Auftrag an Ditho ist, sich um Barbarossas Frau Adela zu kümmern. Diese wird von ihrem Mann nicht gut behandelt, und so fügt es sich, dass sie und Ditho sich ineinander verlieben.

Mit an Dithos Seite sind der Sarazene Hasan und Jasmo, ein Zwerg. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Mörder König Konrads und haben nur wenig Zeit, denn bis zur Krönung Barbarossas in Frankfurt soll der Fall erledigt sein. Viel Arbeit für Ditho, und schließlich kreuzt auch noch sein alter Feind Gernot seinen Weg...

Roman mit Geschichte und Humor

In seinem zweiten Roman Wie ein Falke im Sturm bleibt Simon X. Rost seinem Erzählstil treu und versteht es mit Humor und historischem Wissen, Spannung zu erzeugen. Dabei sind seine Figuren nicht immer sympathisch. Gerade Barbarossa bleibt bis zum Ende eine zwiespältige Figur, von der man nicht recht weiß, was man von ihr halten soll.

Rost erzählt eine spannende Intrigengeschichte, bei der es zahlreiche überraschende Wendungen gibt, so dass sich nie sicher sein kann, ob die Geschichte auch die gewohnten Bahnen mit Happy-End und Bestrafung der Bösen nehmen wird. Natürlich wird hier nicht verraten, wie es ausgeht, das würde auch sehr verwirren bei den vielen Wendungen. Dennoch ist der Plot stimmig und nachvollziehbar.

Bunte Heldenschar

Ditho ist ein junger, aber bereits erfahrener Ritter, der Held der Geschichte und somit Zentrum der Erzählung. Ihm zur Seite stehen seine Sidekicks, wie sie in der Filmsprache genannt werden, Hasan und Jasmo. Zwar ist es inzwischen schon fast klischeehaft, in Romanen einen kleinwüchsigen Kerl mit dabei zu haben, aber es macht Sinn, und vor allem macht es Spaß. Die kleinen Wortscharmützel, die sich die beiden liefern, lassen den Leser tatsächlich gelegentlich laut auflachen, und die beiden wachsen dem Leser derart ans Herz, dass man sich noch mehr Romane mit ihnen wünschen würde.

Barbarossa kämpft mit allen Mitteln, um die Königswürde zu erhalten, wobei sein Anspruch darauf zumindest fraglich ist. Er ist zwar mit seinem Vorgänger verwandt, aber nicht sein Sohn, denn dieser ist noch zu jung für die Königswürde. Daher muss erst eine Wahl stattfinden und schließlich die Krönung, und dies so bald wie möglich, schließlich gibt es noch einige andere Schlachten zu schlagen. Daher bleibt auch Ditho nicht viel Zeit, den Mörder König Konrads ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen. Rost gelingt die Gratwanderung, Barbarossa wenig sympathisch erscheinen zu lassen, ohne ihn hassen zu müssen und ihn komplett zum Bösewicht zu machen. Schließlich ist er Täter und Opfer gleichermassen. Rost löst dies auf gute Art und Weise.

Dass sich Ditho in Adela verliebt, ist zwar klischeehaft, aber dennoch historisch verbürgt und daher unantastbar. Die romantischen Stelldicheins der beiden sind natürlich voller Brisanz und dennoch leidenschaftlich, und so bietet der Roman auch etwas "fürs Herz", ohne kitschig zu werden. Der Balanceakt gelingt durchweg und ist auch glaubwürdig.

Hoher Spannungsgehalt

Auch der Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählperspektiven gelingt, und so hangelt sich der Leser gebannt von einem Cliffhanger zum nächsten, und so manches Mal lässt Rost den Leser in scheinbar aussichtsloser Situation zurück, um die Geschichte im nächsten Kapitel an völlig anderer Stelle weiterzuerzählen. So bleibt man gebannt an der Lektüre hängen und vermag das Buch nur selten aus der Hand zu legen, denn wer schon Der fliegende Mönch gelesen hat, weiß, dass man immer und zu jeder Zeit mit allem rechnen muss, auch mit dem unerwarteten.

Neben seiner intelligenten Personenkonstellation bietet Rost auch gelungene Einblicke in die Zeit, seien es die Badehäuser oder die Gefängniszellen. Sprachlich vielleicht gelegentlich etwas moderner geraten, fällt der Roman zumindest nicht aus dem Rahmen und weiß mit hohem Unterhaltungswert zu überzeugen. Ein Glossar, ein Personenverzeichnis, ein Dankeswort und vor allem ein fünfseitiges, aufschlussreiches Nachwort (mit Spoilerwarnung!) ergänzen einen gelungenen Roman, der 420 Seiten lang keine Wünsche offen lässt und jedem Leser bedingungslos empfohlen werden kann. Weiter so!

Wie ein Falke im Sturm

Simon X. Rost, Lübbe

Wie ein Falke im Sturm

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