Die Lichtermagd

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2009
  • 2
  • Heyne, 2009, Titel: 'Die Lichtermagd', Originalausgabe
Die Lichtermagd
Die Lichtermagd
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Rita Dell'Agnese
761001

Histo-Couch Rezension vonJun 2009

Einblick in die mittelalterliche Lebensweise der Nürnberger Juden

Kurzgefasst:

Nürnberg 1349: Luzinde, benannt nach der Heiligen Luzia, der Lichtbringerin, lebt in einem Beginenkloster. Als ihr Geheimnis, Mutter eines unehelichen Kindes zu sein, gelüftet wird, verjagt man sie. Für die Bettlerin gibt es kein Mitleid. Als eine jüdische Familie die Christin als Magd anstellt, eröffnet sich ihr eine faszinierende, fremdartige Welt. Niemand ahnt, dass die Lichtermagd das Schicksal hunderter Nürnberger Juden entscheiden wird.

 

Luzinde hat gefehlt. Sie bringt ein Kind zur Welt, ohne mit dem Vater verheiratet zu sein und muss deshalb ihre Heimat verlassen. In einem Beginenkloster findet sie Aufnahme - doch muss sie, als ihre Vergangenheit bekannt wird, ihre neue Heimat erneut verlassen. Das Schicksal verschlägt Luzinde nach Nürnberg, wo sie in einem jüdischen Haushalt als Sabbat-Magd aufgenommen wird. Dem in der christlichen Tradition verwurzelten Mädchen fällt es nicht leicht, sich an die fremde Religion anzunähern. Für Luzinde bekommt das Leben wieder einen Sinn, als sie den attraktiven jungen Kaufmann Ulmann Stromer kennen lernt. Auch er scheint sich zu ihr hingezogen zu fühlen.

Zu viele Brüche

Luzinde wird als Tochter eines Schreibers geboren und kann sich anfänglich nur schwer ins Leben einer Magd einfinden - dies wird von Autorin Lena Falkenhagen mittels einer Fülle kleiner Begebenheiten geschildert und ist auch sehr glaubwürdig dargestellt. Allerdings gibt es im Charakter Luzindes zu viele Brüche, um sie als Protagonisten wirklich glaubwürdig sein zu lassen. So wird sie als überaus gläubiges und gottesfürchtiges Mädchen geschildert, das dann aber sehr leichtfertig gegen die gesellschaftlichen Normen und Gesetze verstösst. Doch selbst schlechte Erfahrungen, unter denen sie unglaublich zu leiden hat, halten sie nicht davon ab, mit fliegenden Fahnen die selben Fehler erneut zu begehen. Auch Versprechen, die sie aus tiefster Überzeugung gibt, sind schon nach kurzer Zeit nur noch Schall und Rauch. Das machen Luzinde nicht eben glaubwürdig und vor allem verliert sie damit jene Sympathie, die einer geprüften Protagonistin in der Regel geschenkt wird.

Klare Abgrenzung

Lena Falkenhagen zeichnet in ihrem Roman mehrheitlich klar Schwarz und Weiss. Das macht zwar die Einordnung leicht, doch fehlt damit vielen Figuren die Tiefe, was schade ist. Der böse Bösewicht und der gute weise Mann kommen allzu deutlich zum Tragen. Grundsätzlich ist der Roman nämlich spannend und stimmig aufgebaut. Er liest sich flüssig und leicht. Einzig die Verwendung einer am Jiddischen angelehnten Sprechweise dürfte für viele Leserinnen und Leser mehr als nur ein Ärgernis darstellen. Zwar ist die Absicht dahinter - eine gewisse Authentizität zu schaffen - durchaus nachvollziehbar, doch bringt es weder an Atmosphäre noch an Glaubwürdigkeit genug, um sich zu rechtfertigen.

Überraschende Wendungen

Sehr gut gelungen ist der Autorin der Handlungsablauf, der einige recht überraschende Wendungen bereit hält und so mehr oder weniger über die ganze Geschichte hinweg an Tempo beibehält. Einzige Längen werden da gerne verziehen. Die eigentliche Besonderheit von Die Lichtermagd macht letztlich aber die Schilderung des jüdischen Brauchtums im Nürnberg von 1349 aus. Hier greift Lena Falkenhagen in die Vollen, ohne dabei aber schulmeisterlich zu wirken.

Zu empfehlen ist Die Lichtermagd all jenen, die einen in flottem Tempo geschriebenen Roman mit historischem Hintergrund (der nicht unbedingt ganz faktentreu wiedergegeben ist) mögen und sich auch an einer vielleicht etwas zuckrigen Liebesgeschichte nicht stören.

 

Die Lichtermagd

Lena Falkenhagen, Heyne

Die Lichtermagd

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