Der Seelenhändler

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  • Erschienen: Januar 2009
  • 3
  • , 2009, Titel: 'Der Seelenhändler', Originalausgabe
Der Seelenhändler
Der Seelenhändler
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Rita Dell'Agnese
661001

Histo-Couch Rezension vonMai 2009

Neuer Ermittler mit Entwicklungspotenzial

Kurzgefasst:

Herzogtum Steiermark, Sommer im Jahr des Herrn 1385. Eine Reihe mysteriöser Verbrechen versetzt die Bewohner einer abgelegenen Gebirgsregion in Angst und Schrecken. Wer ist für das grauenvolle Massaker an der Familie Arnulfs des Köhlers verantwortlich? Und wer für den blutigen Überfall auf einen venezianischen Kaufmannszug? Im Auftrag des Priors des Benediktinerklosters zu Admont machen sich der geheimnisumwitterte Wolf von der Klause und die schöne Katharina von Klingfurth auf die Suche nach den Tätern. Dabei stoßen sie nicht nur auf die Spur eines verbrecherischen Ordens, sondern auch auf ein viele Jahre zurückliegendes Geschehen, um das sich ein furchtbares Geheimnis rankt. Noch ahnen sie nicht, in welch tödliche Gefahr sie diese Entdeckung bringen wird ...

 

Steiermark, Juni 1385. Zum ersten Mal tritt der Ermittler „Wolf" in Aktion: Eine befreundete Köhler-Familie ist auf brutale Art und Weise umgebracht worden. Der einzige Überlebende ist Sohn Bertram, der zum Zeitpunkt des Mordes mit seinem väterlichen Freund Wolf unterwegs war. Während Bertram im Stift Admont versucht, das Geschehen zu verkraften, macht sich Wolf auf die Fährte der Mörder. Kurz darauf wird der Handelszug reicher Kaufleute aus Venedig überfallen. Einzig Katharina von Klingfurth kann den „Schnapphähnen" entkommen. Zusammen mit Wolf macht sich die unerschrockene Adlige auf die Suche nach den Tätern, die ein stattliches Lösegeld für die drei entführten Kaufleute fordern.

Blumige Sprache

Die Geschichte dieses mittelalterlichen Krimis folgt einem gängigen Plot und immer wieder erinnert sie an das Strickmuster der gefälligen, aber nicht unbedingt spannungsreichsten zeitgenössischen Krimis. Gut und Böse ist schnell definiert, Wolf zeigt sich als unerschrockener und hoch intelligenter Ermittler mit düsterer Vergangenheit - die wird allerdings nur da und dort angetönt, wohl um Stoff für weitere Fälle mit Wolf zu haben. Die Liebe tritt mit der schönen wie klugen und mutigen Katharina von Klingfurth in Wolfs bisheriges Einsiedlerleben und sowohl Kirchenvertreter wie auch Adel nehmen die ihnen zugedachte Position ein. Um den Krimi zu erzählen, bedient sich Autor Peter Orontes einer blumigen Sprache. Alle Komponenten sprechen also für ein nettes, aber wenig aufregendes Mittelmaß.

Unerwartete Wendungen

Dennoch, „Der Seelenhändler" (wie dieser Titel zum Buch passen soll, wird allerdings aus der knapp 600 Seiten umfassenden Geschichte nicht ganz klar) hat Potenzial. Immer wieder gelingt es Orontes, den gleichförmigen Fluss der Geschehnisse zu durchbrechen und ihm unerwartete Wendungen zu geben. Nicht alles ist so, wie es zunächst scheint, selbst wenn es oft wenig Kombinationstalent braucht, um Verräter zu entlarven oder Fallen zu erkennen. Sie machen auch jenen Teil des Ganzen aus, der den „Seelenhändler" zu einem meist kurzweiligen, wenn auch nicht tiefgründigen Lesevergnügen macht.

Zu viel hineingepackt

Grundsätzlich zeigt Peter Orontes durchaus Erzähltalent und sein Erstling lässt vermuten, dass hier ein Autor aufgetaucht ist, der das Genre „historische Krimis" in absehbarer Zeit mit weiteren Werken bereichern wird. Orontes hat in seinen Debut-Roman allerdings zu viel hineingepackt und manchmal kommt der Eindruck auf, als habe er sich in den verschiedenen Handlungssträngen etwas verheddert. Es sind auch diese Passagen, die im sonst runden Sprachfluss eine holprige Note bekommen. Banal scheinen Unterhaltungen, die Wolf mit seinem Gönner, Graf Friedrich von Saurau führt, während sie ihre Wiedersacher belauern. Solche Wortwechsel tun weder dem Verlauf des Krimis noch dessen Glaubwürdigkeit gut. Hier wären Kürzungen wohltuend.

Steigerung möglich

Die liebevolle Ausarbeitung der geschichtlichen Details wie auch die Schilderung der Gegend um das steirische Admont sowie der Einbezug von Steyr lässt darauf schließen, dass Peter Orontes sich intensiv mit dem Rahmen für seinen Roman befasst hat. Da der Autor bereits angekündigt hat, dass weitere Geschichten mit dem Ermittler Wolf folgen werden, ist zu hoffen, dass er diese Detailtreue den Nachfolgebänden zugrunde legt und dafür den Plot etwas weniger opulent ausstattet. Das Verweben von verschiedenen Handlungssträngen scheint (noch) nicht zu den herausragenden Fähigkeiten des Autors zu gehören. Folgt er jedoch seinen unbestreitbaren Stärken, kann sich Wolf zu einem geschätzten Serien-Protagonisten entwickeln. Die Ansätze in „Der Seelenhändler" lassen hoffen ...

Der Seelenhändler

Peter Orontes, -

Der Seelenhändler

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