Ich, Sperling

  • dtv
  • Erschienen: September 2023
  • 3
Ich, Sperling
Ich, Sperling
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Karin Speck
951001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2023

Eine emotionale Geschichte

Ein kleiner Junge wächst als Waise in einem Bordell im spanischen Carthago Nova auf. Hier wird er zwar geduldet, aber nicht unbedingt geliebt. Die Hure Euterpe nimmt sich seiner ein wenig an und erzählt ihm viel von der Welt außerhalb der Mauern ihres Gartens. Doch dann zieht der namenlose Junge von der Küche ins Obergeschoss des Hauses und lernt, was die Frauen aushalten müssen.

Carthago Nova im 4. Jahrhundert

Die Geschichte beginnt mit einer kleinen Einführung des Mannes, der seine Geschichte erzählen möchte. Jetzt ist er alt und lebt in einem Kloster. Seine Geschichte beginnt mit einem kleinen Jungen, der weder Vater noch Mutter hat und in einem Bordell aufwachsen muss. Schon in frühester Kindheit lernt er, wie brutal seine Welt ist. Es ist das 4. Jahrhundert n. Chr. und der namenlose Junge erzählt seine Geschichte selbst.

Das Leben in dieser Welt ist kein einfaches. Der Junge, der sich selbst den Namen Jakob gegeben hat, lernt auf schmerzhafte Weise, was es bedeutet, nicht frei zu sein. James Hynes ist es gelungen, ein fundiertes Bild dieser Lebenslage des Jungen zu beschreiben. Seine Schilderungen, wie es in einem Bordell dieser Zeit ausgesehen haben könnte, sind ihm durchaus gelungen. Die Leser:innen können nun den kleinen Jakob durch sein unschönes Leben begleiten. Gleichzeitig lernt man das Leben auf den Straßen von Carthago Nova kennen. Genauso die Menschen, die den Jungen in seinen ersten Lebensjahren begleiten. Die Geschichte selbst wird nur aus der Sicht des Jungen erzählt. Die Gedanken und Gefühle der anderen Protagonisten, wie den Frauen des Hauses, treten größtenteils in den Hintergrund. Eigentlich schade, es wäre sicher eine Bereicherung gewesen, auch das Leben aus der Sicht dieser Frauen zu erleben, sind sie doch ein wichtiger Bestandteil der Handlung.

Ein trauriges und bewegendes Leben

Aufgegliedert ist die Geschichte in drei Teilen. Im ersten Teil geschieht tatsächlich nicht besonders viel. Auf diesen 200 Seiten lernt man den Jungen ohne Namen kennen. Erlebt so sein Leben und seine Aufgaben mit. Die Geschichte plätschert fast schon dahin.

Dann geht es mit dem zweiten Teil weitaus intensiver weiter. Der Junge lernt die wirklich hässliche Seite seines Lebens kennen. Hier schildert der Autor ausführlich, wie aus dem Kind ein Mitglied des Bordells wird. Diese Szenen sind nur schwer zu lesen. Sie sind grausam und brutal und schon fast unerträglich. Warum dieses Buch den Titel „Ich, Sperling“ bekommen hat, wird ziemlich schnell auf traurige Weise geklärt. Der Titel passt gut zu der Geschichte und zu Jakob. Dem Autor gelingt es, mit seinem fesselnden Erzählstil die Leser:innen durch die Seiten zu führen. Der dritte Teil befasst sich dann mit der Zukunft des Kindes und wie sein Leben weitergehen könnte. Das Ende wirkt allerdings so, als wäre die Geschichte noch nicht bis zu Gänze aus erzählt. Vermutlich dürfte es wohl einen zweiten Band geben. Genügend Potenzial dürfte vorhanden sein.

Fazit

Dem Autor James Hynes ist mit diesem Roman ein ganz besonders Werk gelungen. Die Lebensgeschichte des Jungen Jakob ist nicht nur emotional geladen und daher nicht immer leicht zu lesen, sondern erzählt auch davon, was für ein wichtiges Gut die Freiheit ist. Sie ist nicht selbstverständlich und sollte gut bewahrt werden.

Ich, Sperling

James Hynes, dtv

Ich, Sperling

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