Die Mission des Goldwäschers

  • Lübbe
  • Erschienen: September 2023
  • 3
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonApr 2024

Auf der Jagd nach dem Nibelungenschatz.

Sankt Gallen, 1771. Der Buchhändler Magnus von Auenstein reist mit seiner Tochter Eleonore wie schon häufig zum Kloster nach St. Gallen, um dort einige neue Bücher anzubieten, die für die berühmte Bibliothek des Klosters von Nutzen sein könnten. Doch dieses Mal ist ein besonderes Buch dabei: Ein Exemplar der Nibelungensage mit versteckten Zeichen und Hinweisen an den Seitenrändern, die wohl darauf hindeuten, wo der berühmte Nibelungenschatz verborgen sein könnte. Das weckt Begehrlichkeiten des Klosters, und Auenstein und seine Tochter bekommen den Auftrag, den Schatz zu bergen.

Mithilfe des Mönches Melchior machen sie sich auf die Reise Richtung Worms und treffen unterwegs auf neue Bekannte, darunter der Goldwäscher Frieder. Diese drei, erfahren in der Suche nach Gold, helfen ihnen und stoßen bereits am ersten Tag auf die erste Leiche. Nun gibt es kein Zurück mehr, denn weitere skrupellose Figuren wollen den Schatz an sich reißen. Unterwegs finden sie in dem jungen Dichter Wolfgang Goethe einen weiteren Mitstreiter, und je näher sie dem Gold zu kommen scheinen, desto komplizierter werden die Aufgaben…

Goldwaschen im Rhein

Mit „Die Mission des Goldwäschers“ hat Ralf H. Dorweiler einen klassischen historischen Abenteuerroman vorgelegt. Doch sind die Hauptfiguren zunächst einmal keine Goldwäscher, sondern Buchhändler, die von Kloster zu Kloster ziehen, um dort ihre neuesten Errungenschaften feilzubieten. Fast wähnt man sich im finsteren Mittelalter, doch man schreibt das Jahr 1771, und das allgemeine Wissen ist hier schon besser ausgeprägt. Mit der Erwähnung des Nibelungenschatzes, der ja immer noch an unbekannter Stelle ruht, wenn die Sage denn stimmt, beginnen die Augen zu glänzen und man malt sich einen gewaltigen Goldschatz aus, der alle Probleme des Lebens lösen könnte.

Schon bald treffen die drei Reisenden in Straßburg auf die titelgebenden Goldwäscher, die durch Zufall zur Gruppe geraten und durch die Unvorsichtigkeit und Geschwätzigkeit der unerfahrenen Schatzsucher zu neuen Mitwissenden werden. Doch hier erfährt der Leser nicht nur einiges über das Goldwaschen im Rhein und die weitere Verarbeitung zu handelbarem Gold, sondern auch über die Verteilung und Bewertung des Goldes. Hier weiß Dorweiler sein Wissen geschickt mitzuteilen und verteilt dies auf drei Freunde, die sympathisch daherkommen. Einer von ihnen, Frieder, findet gar Gefallen an Eleonore, und wer weiß, ob sich da nicht etwas anbandeln könnte.

Der junge Goethe mischt mit

Auf der weiteren Reise erzählt der Mönch Melchior den drei unwissenden Goldwäschern die Sage der Nibelungen, wie es zu dem Goldschatz kam und wer da wen hintergangen und gemordet hat, die ganze komplizierte Geschichte. Dies mag auch für den Leser notwendig sein, der sich in dieser Geschichte nicht auskennt, und so werden Reiseabschnitte, die sonst nicht viel hergeben, für das Erzählen der Geschichte genutzt. Dennoch erzählt Dorweiler auch über die Stationen und die Rätsel, die zu weiteren Aufgaben führen, und führt die Leser so den Rhein entlang über Straßburg, Neuenburg, Sessenheim, Karlsruhe und Speyer nach Worms, wo das letzte Rätsel gelöst werden soll und man mit Glück am längsten Tag im Jahr den Eingang zum Nibelungenschatz findet.

Dorweilers Roman hätte auch zu einer anderen Zeit spielen können, für die Schnitzeljagd und die Verfolgungsszenen wäre das Jahr 1771 nicht vonnöten gewesen. Und auch die Begleitung des jungen Goethe ist weder für die Gruppe noch für Goethes eigentliche Vita erforderlich, man hätte seine Figur auch weglassen können. Seine Einfälle an Zitaten, die uns später weithin bekannt sein werden, sind nette Einsprengsel, aber für die eigentliche Handlung doch entbehrlich.

Dass der Roman letztlich doch ein logisches Ende findet, das hier nicht verraten werden soll, ist Dorweilers Dramaturgie zu verdanken, die alle Aspekte am Ende zusammenbringt und den gut 420 Seiten langen Roman aus dem Lübbe Verlag zu einem angenehmen, gut zu lesenden Buch macht, das gut unterhält und zudem noch einiges an Wissen vermittelt.

Fazit

„Die Mission des Goldwäschers“ ist Dorweilers sechster historischer Roman, und hier beschreibt er die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen als temporeiche Abenteuergeschichte mit ein bisschen Blut, ein bisschen Liebe, ein bisschen Intrige und ein bisschen Verfolgungsjagd. Wie Goethe bereits sein Gretchen im Faust sagen ließ: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach wir Armen“. Vielleicht dachte Goethe bei diesem Satz ja doch an dieses Abenteuer zurück. Der Roman bietet gute Unterhaltung mit historischem Wissen vermischt, und das kann nicht jeder Roman von sich behaupten.

Die Mission des Goldwäschers

Ralf H. Dorweiler, Lübbe

Die Mission des Goldwäschers

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