Die Sonnenblumenschwestern

  • Limes
  • Erschienen: August 2022
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Monika Wenger
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Histo-Couch Rezension vonOkt 2022

Drei Frauen – Drei Schicksale

In diesem Roman von Martha Hall Kelly ist die Atmosphäre des Amerika zur Zeit des Bürgerkrieges sehr gut eingefangen. Aus der Perspektive von drei unterschiedlichen Frauen erzählt die Autorin aus den Kriegsjahren von 1861-1865. Vor dem Hintergrund der blutigen Kämpfe zwischen den Nord- und den Südstaaten lässt Martha Hall Kelly die kulturellen Unterschiede und Lebensweisen auferstehen. Indem sie abwechselnd die Sklavin Jemma, die Plantagenbesitzerin Anne-May und die betuchte New Yorkerin Georgy zu Wort kommen lässt, eröffnen sich die verschiedenen Welten anschaulich und eindrücklich. Jede dieser Frauen verkörpert einen Lebensweg, der sich wesentlich von dem der anderen unterscheidet. Gemeinsam ist den Frauen aber ihr Mut und der Wille, für ihre Sache zu kämpfen.

Jemma, das Sklavenmädchen, muss auf der Tabakplantage in Maryland miterleben, wie ihre Eltern schuften und trotz allem vom Aufseher schikaniert werden. Sämtliche Sklaven sind nur Mittel zum Zweck, haben keinerlei Rechte. Seit dem der Bürgerkrieg begonnen hat, nimmt der Plan zu flüchten immer stärker Formen an. So ist es auch bei Jemmas Vater Joe.

«Als Carter, Patience und ich sechs waren, waren wir den ganzen Tag durch die Sonnenblumenfelder getollt und hatten Zuckererbsen und Karotten aus Sally Smiths Garten stibitzt. Wir waren zu klein gewesen, um zu wissen, dass wir Sklaven waren. Das begriffen wir erst im darauffolgenden Sommer, als man uns auf die Tabakfelder schickte.» (Quelle: Roman)

Unterdessen lässt sich die verheiratete Plantagenbesitzerin Anne-May vom Händler Smalls umgarnen und mit Schnupftabak versorgen. Sie ist selbstsüchtig, gewalttätig und herzlos. Ihre Sklaven behandelt sie wie Dreck und ist nur auf ihren Vorteil bedacht.

In New York lebt Georgeanna Woolsley, gut versorgt mit ihrer verwitweten Mutter und ihren sechs Schwestern. Sie möchte unbedingt eine sinnvolle Aufgabe und kämpft für eine Ausbildung als Krankenschwester. Kein leichtes Ansinnen in jener Zeit. Doch Georgy, wie sie genannt wird, gelingt das schier Unmögliche und sie darf mit einer ihrer Schwestern auf ein Lazarett-Schiff, das sie zu den Verletzten des Bürgerkrieges führt. Dort trifft sie auf Jemma, die von Anne-May verkauft wurde und durch viele Zufälle in der US-Armee als Trommler gelandet ist.

Martha Hall Kelly ist mit ihrem Roman eine glaubhafte Annäherung an die tatsächlichen Gegebenheiten des Amerikanischen Bürgerkriegs gelungen. Fiktives und Geschichtliches sind sehr gut miteinander verwoben und ergeben eine eindrückliche, wenn auch stellenweise etwas langatmige Geschichte. Mit siebenhundertsechsundfünfzig Seiten ist der Roman ein Schwergewicht. Er vermittelt aber einen guten Einblick in die amerikanische Gesellschaft jener Zeit und damit ihre zwiespältige Haltung zur Sklavenfrage.

 

Fazit

Atmosphärisch sehr schön eingefangen, ist dieser Roman eine wunderbare Gelegenheit, die Zeit des Sezessionskrieges noch einmal auferstehen zu lassen. Die Figuren sind glaubhaft in ihrer Darstellung und verkörpern die Süd- und Nordstaaten-Mentalitäten sehr gut. Eine gelungene Lektüre.

Die Sonnenblumenschwestern

Martha Hall Kelly, Limes

Die Sonnenblumenschwestern

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