Der Mönch von Eberbach

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  • Erschienen: Januar 2011
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  • , 2011, Titel: 'Der Mönch von Eberbach', Originalausgabe
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Daniela Loisl
801001

Histo-Couch Rezension vonJul 2011

Eine interessante Geschichte etwas zu detailverliebt erzählt

Kurzgefasst:

1525, zur Zeit der Bauernaufstände. Bruder Clemens aus der Zisterzienser-Abtei Eberbach wacht in einer Kerkerzelle auf. Nach und nach kehren seine Erinnerungen daran zurück, wie er dorthin gekommen ist. Seinem Zellennachbarn Peter erzählt er von den Ereignissen: Die Reise nach Köln, wo er den Klosterwein verkaufen soll, ist von schlimmen Vorzeichen geprägt. Als er zurück kommt, lagern auf der Heide vor der Abtei aufständische Bauern. Die Mönche des Klosters werden immer wieder attackiert. Clemens lernt zwei aus der Reihe der Aufständischen kennen: Konrad, mit dem ihn eine besondere Beziehung verbindet, und Marie, seine zukünftige tragische Liebe. Clemens kommt einer Verschwörung auf die Spur, deren Akteure auch innerhalb der Klostermauern zu finden sind und die mit den Bauern gemeinsame Sache machen. Als Clemens dem Kerker entrinnt, kommt es zur Konfrontation mit dem Verräter.

 

Bruder Clemens erwacht in einer Kerkerzelle. Er hat keine Ahnung wo er sich befindet, alles ist nur schemenhaft zu erkennen. Erst als er in der Dunkelheit Gelächter vernimmt, bemerkt er, dass er nicht allein ist. Er hat einen Zellengenossen, den nur zu Blödeleien aufgelegten Peter. Clemens' Gedächtnis stellt sich erst nach und nach wieder ein und weil sie in der Zelle ohnehin nichts Besseres zu tun haben, drängt Peter ihn, ihm von sich zu erzählen...

Berühmter Schauplatz und ebensolches Vorbild

Der Autor erweckt das große Zisterzienserkloster Eberbach, das über Jahrhunderte zu den wohl einflussreichsten Abteien Deutschlands zählte, zum Schauplatz seiner Erzählung. Schon Umberto Ecos berühmtem Roman Der Name der Rose diente dieses Kloster als Filmkulisse. Dass Eco Holger Höcke beeindruckt hat, ist kaum von der Hand zu weisen, wenngleich die Geschichte selbst, deren Ereignisse sich wohl so oder zumindest so ähnlich, zugetragen haben sollen, doch ganz anders angelegt ist, als der weltbekannte Roman Ecos. Und doch findet man die eine oder andere Anlehnung, die aber der Geschichte keinen Abbruch tut - im Gegenteil.

Zweifelsfrei liebt Höcke das Schreiben, allzu spürbar ist seine Liebe zu den Wörtern und er jongliert gerne mit ihnen. Diese Vorliebe jedoch birgt aber auch die Schwäche des Romans. Allzu gern verheddert er sich in ausschweifenden und detailreichen Beschreibungen, die zwar einerseits ein wunderbares Zeit- und Lokalcolorit bergen, aber anderseits die Erzählung auch ziemlich in die Länge ziehen und dadurch etwas träge werden lässt.

Spürbar düster und beklemmend kalt

Holger Höcke lässt seinen Protagonisten selbst die Geschichte erzählen und dies auf sehr intensive Weise. Die Zelle, in der Clemens zu Beginn des Buches erwacht, ist dunkel, düster und kalt. Der Leser spürt richtig die klammfeuchte Kälte und unweigerlich stellt sich Mitgefühl für die Inhaftierten ein. Peter, der Mitgefangene, ist die einzige Ansprechperson für Clemens, und wie wenn er sich selbst noch einmal von all den erlebten Ereignissen überzeugen müsste, erzählt er ihm seine Geschichte in allen Einzelheiten.

Zweifellos ist es Höcke gelungen, ein authentisches und glaubwürdiges Panorama des frühen 16. Jahrhunderts zu schaffen. Ob die Reise der Klosterbrüder nach Köln, die Angst vor Unbekannten und vor allem auch die Panik vor - angeblich - Unheil verkündeten Ereignissen wie der Sturz eines Mönchs in den Fluss oder eine die Nähe der Menschen suchende, räudige Katze. Viele Details, die ein Gesamtes schaffen. Lange hat der Leser leider das Gefühl, sich zwar in der Vergangenheit zu befinden, dort aber auf der Stelle zu treten, allzu langsam und träge ist das Tempo des Romans.

Stimmige Erzählung und starke Figuren

Auch wenn das Tempo des Buches gerade zu Beginn etwas zu wünschen übrig lässt, sind die Figuren und die Handlung selbst wunderbar gelungen. Clemens ist kein strahlender Held, sondern ein ganz normaler Mann, der sich dem Glauben zugewandt hat. Seine Demut, sein Glaube und vor allem sein Gelübde werden eines Tages auf eine schwere Probe gestellt. Die innere Verunsicherung Clemens´, der Zwiespalt in dem er sich befindet, sind sehr feinfühlig und vor allem glaubwürdig gezeichnet. Generell hat sich Höcke allen Darstellern mit Akribie gewidmet, sodass es keinerlei schwatz/weiß-Darstellung bei den Charakteren gibt, und derer gibt es jede Menge.

Schafft es der Leser, die erste - doch etwas längere - Durststrecke im Buch durchzuhalten, bekommt er sehr intelligent gestrickte Unterhaltung geboten, bei der nach und nach auch das Tempo etwas forciert wird.
Kein Buch für Leser die spannende und mitreißende Erzählung von Beginn an brauchen. Ein Buch, auf das man sich einlassen und sich Zeit nehmen muss, denn dann bekommt man nicht nur eine ausgefeilte Intrige geboten, sondern nimmt auch noch Teil, an den Ereignissen wie den damaligen Bauernaufständen und erlebt den Umbruch der Zeit mit.

Der Mönch von Eberbach

Holger Höcke, -

Der Mönch von Eberbach

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