John Quentin - Kampf um Malta

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2008
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  • Lübbe, 2008, Titel: 'John Quentin - Kampf um Malta', Originalausgabe
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Sabine Bongenberg
601001

Histo-Couch Rezension vonNov 2008

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Kurzgefasst:

John Quentin ist als Protegé von Admiral Nelson vom Fähnrich zum Commander in der Royal Navy aufgestiegen. Nun beweist er abermals sein Können: Gemeinsam mit den Maltesern kämpft er gegen die französischen Besatzer. Doch statt Ruhm erntet er nur Undank. Sein Rivale Admiral Lord Keith spinnt eine Intrige, die in Quentins Entlassung aus der Navy gipfelt. Als seine Besatzung davon erfährt, meutert sie gegen den neuen Kommandanten - ein Vergehen, das mit dem Tod bestraft wird. Kann Quentin seine Ehre wiederherstellen und seine Männer vor dem Galgen retten?

 

In nüchternen Worten beschreibt der Begriff "Hermaphroditismus" das "Vorkommen von doppelgeschlechtlichen Individuen, also Individuen mit männlicher und weiblicher Geschlechtsausprägung" (Quelle: Wikipedia). Versäumt wird bei dieser Darstellung allerdings die Frage, wie sich ein Mensch, der diese Geschlechtsmerkmale aufweist, überhaupt in der Gesellschaft behaupten kann bzw. wie dies überhaupt in der Vergangenheit möglich war.

Diese Frage wird zumindest teilweise in der Person von John - oder Jeanette - Quentin beantwortet, der im Jahr 1800 als Mitglied der englischen Marine gegen die Herrschaft der Franzosen auf dem Meer ankämpft. Aufgestiegen zum Rang des Commanders in der Royal Navy nutzt er seine körperliche Besonderheit mehrfach dazu, unter "falscher Flagge" zu segeln und so den Ruhm und die Ehre der englischen Marine zu mehren. Dennoch muss John / Jeanette schmerzlich erfahren, dass das Ausnutzen dieser Doppelrolle nicht von allen Mitgliedern der Marine gerne gesehen und ihm daher erhebliche Steine in den Weg gelegt werden.

Erwin Resch hat mit der Figur des John Quentin einen ungewöhnlichen Protagonisten der Seefahrt geschaffen, kann dieser doch aufgrund seiner körperlichen Besonderheiten nicht nur als Mann, sondern auch als Frau bestehen. Obwohl es ihm dabei gelingt, aus beiden Rollen das Beste für die englische Marine herauszuholen, kann dabei keine ungetrübte Freude an seinen Erfolgen aufkommen. So lernt der Leser ihn einerseits in der Rolle des versierten Seefahrers kennen, dem im Prinzip jede List gelingt und dessen Karriere unter normalen Umständen einen atemberaubenden Verlauf nehmen würde. Andererseits wurde Quentin auch als Frau erzogen und kann daher auch durch weibliche Reize und durch versierte modische Kenntnisse glänzen. Durch diese beiden konträren Positionen, die sicherlich auch in der heutigen Zeit in der Armee nicht geduldet werden könnten, liegt einerseits die Stärke, aber auch andererseits die Schwäche dieser Seefahrergeschichte. So hat Erwin Resch einen Helden geschaffen, der sich von den üblichen Seefahrer-Helden deutlich absetzt und seine eigene Geschichte erzählt. Andererseits räumt er der "weiblichen Seite" Quentins einen erheblichen Raum ein, so dass sich der Leser teilweise die Frage stellen muss, ob es sich hier nicht um die klassische Konstellation der Frau-in-einer-Männerrolle handelt.

Letztlich ist zu dem Kampf um Malta festzuhalten, dass ein ungewöhnlicher Held beweist, dass auch unter ungewöhnlichen Voraussetzungen die Verwirklichung des eigenen Lebenstraums möglich ist. Warum für diese Idee grundsätzlich der historische Hintergrund des 18. Jahrhunderts und der Seefahrtskriege um Nelson und Napoleon gewählt werden musste, bleibt war nicht vollständig nachvollziehbar, muss in diesem Zusammenhang aber auch nicht stören. Es muss sich aber auch die Frage stellen, welches Publikum Erwin Resch mit der Figur des / der John / Jeanette Quentin erreichen wollte. Wer einen Seefahrerroman erwartet, sieht sich sicherlich durch die Doppelrolle Quentins immer wieder irritiert. Wer dagegen einen Roman über die Entwicklung einer Person mit sexueller Besonderheit erwartet, sieht sich vermutlich durch die detaillierten und offensichtlich kenntnisreichen Schilderungen der Segelmanöver gelangweilt. Insgesamt ist der Roman das, was seinen Helden auszeichnet - nicht Fisch und nicht Fleisch.

John Quentin - Kampf um Malta

Erwin Resch, Lübbe

John Quentin - Kampf um Malta

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